Im Jahre 1994 haben sich die Mieter der Hufelandstr. 24 zu einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) zusammengeschlossen und das landes-eigene Miethaus gemeinsam erworben und nach ökologischen Kriterien umfangreich saniert. Der Kauf war jedoch nicht ohne Schwierigkeiten.

 

 

Kauf des Miethauses. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WIP verkaufte das Miethaus zunächst an die Berliner Bank als so genannten Zwischenerwerber. Die Bank musste sich ihrerseits verpflichten, das Haus zu den gleichen Konditionen an die Mieterschaft weiter zu verkaufen, wenn innerhalb von drei Monaten ein entsprechendes Kaufangebot gemacht würde.
Auch wenn der Erwerbspreis von ca. 1,3 Mio. DM für eine derartige Immobilie vergleichsweise günstig war, war es für die größtenteils in Grundstücks-geschäften unerfahrenen Mieter eine große Herausforderung, in so kurzer Zeit eine Gesellschaft zu gründen, die Gelder für den Kaufpreis zu beschaffen und die umfangreiche Sanierung durchzuführen. Gleichzeitig war die Berliner Bank verständlicherweise daran interessiert, die renditeträchtige Immobilie in ihrem Bestand zu behalten.
Aber der Enthusiasmus der Mieter war groß und schon bald waren die Bedingungen, die zum Grundstückskauf berechtigten erfüllt und ausreichend Eigenkapital besorgt, um das Haus zu erwerben.

Sanierung des Miethauses. Im Rahmen der Selbsthilfeförderung des Senats Berlin erhielt die neue Eigentümerin, - die „GbR Hufelandstr.24“ - Zuschüsse für die Baumaßnahmen. Ca. 25% der Bauarbeiten wurde von den Mitgliedern der Gemeinschaft in Eigenleistung selbst ausgeführt.
Die Sanierungsziele waren der Erhalt von preiswertem Wohnraum, die Partizipation aller Bewohner an der Architektenplanung, der behutsame Umgang mit dem Bestand, die Schaffung von gut belichteten Grundrissen die auch individuelle Besonderheiten der Bewohner berücksichtigen und die ökologisch orientierte Planung und Bauausführung.
So wurde das Dachgeschoss unter Beibehaltung der ursprünglichen Dachkonstruktion ausgebaut und die Dachflächen begrünt, die Höfe, die vor der Sanierung noch mit Autos zugestellt waren, wurden entsiegelt und liebevoll gestaltet. Alle verwendeten Baustoffe wurden nach ökologischen Kriterien ausgesucht. Mit einem BHKW (Blockheizkraftwerk) produziert die Gemeinschaft heute sogar ihren eigenen Strom. Dabei wird die erzeugte Abwärme der Stromproduktion für die Warmwasserbereitung und zur Beheizung genutzt. In der Erdgeschosszone sind neben Gewerberäumen auch gemeinschaftliche Einrichtungen untergebracht. So stehen allen Mitgliedern eine eingerichtete Werkstatt, eine Gästewohnung sowie ein Fahrrad- und ein Versammlungsraum zur Verfügung.

Die Bewohner. Die Gemeinschaft bilden Familien, Paare und Singles unterschiedlichen Alters und Einkommens sowie aus verschiedenen Bildungs- und Berufsständen. So ist der Universitätsprofessor und Arbeiter in der Gruppe genauso vertreten wie der Student und Unternehmer. Unter-schiedliche Einkommensverhältnisse waren kein Grund, finanziell schlechter gestellte Mitglieder auszuschließen. Die Projektorganisation als GbR ermöglichte auch denjenigen Mitgliedern, denen es gänzlich an Eigenkapital zum Erwerb ihrer Wohnung fehlte, den Kauf.
Gebäudedaten. Das ca. 1906 errichtete, fünfgeschossige Wohngebäude mit insgesamt 42 Einheiten besteht aus einem Vorderhaus, Seitenflügel und Quergebäude mit Seitenflügelstumpf. Das gesamte Gebäude ist unterkellert. Die Gebäudeteile bilden zwei Innenhöfe.

Gesamte Nutzfläche: 3.000 qm
Selbstgenutzte Wohnungen: 20
Vermietete Wohnungen: 12
Gemeinschaftseinheiten: 6
Gewerbe: 4
Bewohner: ca. 60 Menschen im Alter von 2 Monaten bis 60 Jahre
Netto-Kaltmiete für Mieter: 3,80 EUR / qm

Berlin, 17. April 2004
Bernd Langheit

Hufelandstraße 24